Was ist Anthropologie und womit befasst sich ein Anthropologe? Beruf und Berufschancen

Berufsbild Anthropologe/Anthropologin

Was macht ein Anthropologe - Berufsbild

Die Anthropologie ist eine Wissenschaft, die sich mit dem Menschen befasst, verstanden sowohl als lebendiges Wesen mit einer spezifischen Biologie (Physische Anthropologie) als auch als kultureller Schöpfer und Mitglied einer Gesellschaft bzw. einer familiären, sozialen, religiösen, ethnischen Gemeinschaft.

Der Begriff „Anthropologiebedeutet denn auch wortwörtlich „Menschenkunde“ (aus dem Griechischen ànthropos für Mensch und lògos für Rede, Lehre.

Der Anthropologe war bis in die erste Hälfte des 20. Jh. gleichbedeutend mit Reisender und Forscher: die Anthropologen unternahmen Forschungsreisen zu indigenen Völkern an fernen Orten der Welt, um exotische Gebräuche, Kulte und Lebensweisen zu entdecken und zu erzählen.

Seither hat sich die Anthropologie weiterentwickelt und umfasst heute unterschiedliche Ansätze, von denen einige sich mehr mit den biologisch-naturwissenschaftlichen Aspekten des Fachs beschäftigen (forensische Anthropologie, medizinische Anthropologie oder evolutionäre Medizin …), andere hingegen mit den eher sozial- und kulturwissenschaftlichen Aspekten (Sozial- und Kulturanthropologie, philosophische Anthropologie, Anthropologie der Religionen etc.).

Was macht also ein Anthropologe?

In der heutigen globalisierten Welt setzen sich Anthropologen mit vielfältigen und komplexen Fragestellungen und Forschungsprojekten auseinander: sei es mit Blick auf die biologische Entwicklung des Menschen, als Individuum und als Teil einer Bevölkerung in einem bestimmten Umwelt, oder mit Blick auf das menschliche Zusammenleben in all seinen Formen.

Im Bereich der Kulturanthropologie (auch als „Europäische Ethnologie“ oder „Volkskunde“ bezeichnet) untersuchen Anthropologen z.B. die kulturellen Prozesse und sozialen Dynamiken der unterschiedlichen Gruppen, aus denen sich unsere immer mehr gemischte und multikulturelle Gesellschaft besteht.

Hierfür ist es nötig, die Menschen so gut wie möglich zu beobachten und die (im Vergleich zu der Herkunft des Anthropologen)fremdengesellschaftliche Bräuche und Sitten selbst zu erfahren.

Von daher die Erfordernis zu Feldforschung und Reisen, eine für die Anthropologie immer noch typische Praxis, um in eine andere Welt einzutauchen“, mit einer anderen Sprache, anderen kulturellen Regeln und Lebensstilen.

Während in der Vergangenheit das Reisen noch wörtlich zu nehmen war, können Reisen in der heutigen Zeit deutlich kürzer ausfallen. So kann sich ein Anthropologe in einer großen Metropole in ein sozial benachteiligtes Stadtviertel begeben, um die Lebensweise und das Familienleben von Ausländern, Menschen mit Migrationshintergrund oder Sprachminderheiten zu untersuchen oder auch eine religiöse Gemeinschaft frequentieren, um die Beziehungen und die Machtdynamiken innerhalb ihrer Mitglieder zu studieren.

Anthropologe - Kompetenzen

Eine anthropologische Studie wird nach bestimmten wissenschaftlichen Methoden vorgenommen. Um eine andere Kultur zu erforschen werden u.a. direkte, empirische Erfahrungen des Feldforschers selbst und Interviews mit den Mitgliedern der untersuchten Gruppe vorgesehen.

Nach der Feldforschung (die mehrere Monate dauern kann) fasst der Anthropologe einen Bericht bzw. einen ethnografischen Text ab, in dem er die durchgeführte Studie beschreibt und ihre relevanten Ergebnisse auf möglichst objektive Weise darlegt.

Dies beinhaltet z. B., die Modalitäten, Zeiten und örtlichen Gegebenheiten der Feldforschung darzulegen und eventuelle weitere Elemente, die die Arbeit beeinflusst haben könnten (soziale, ethnische, geschlechtliche und kulturelle Zugehörigkeit des Anthropologen, aber auch politische oder religiöse Überzeugungen).

Was sind die Berufsmöglichkeiten nach einem Anthropologie Studium?

Nur wenige Absolventen der Anthropologie befassen sich mit der eigentlichen Grundlagenforschung an Universitäten und anderen staatlichen oder privaten Forschungseinrichtungen.

Die meisten finden eine Beschäftigung in anderen Bereichen, in der freien Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst: denn nach einem Studium der Anthropologie bzw. der Ethnologie stehen verschiedene Berufsfelder offen.

Interessante Einsatzbereiche für Anthropologen und Anthropologinnen sind z.B.

  • Wissenschaft und Lehre
  • Museums- und Ausstellungswesen
  • Kunst- und Kulturmanagement
  • Verlagswesen
  • Kommunikation
  • Journalismus, Radio und Fernsehen
  • Archivwesen
  • Soziale Arbeit, Jugendarbeit
  • Entwicklungszusammenarbeit, NGOs
  • Tourismus
  • HR und Personalentwicklung
  • Marktforschung und UX Research
  • Unternehmensberatung

Die Beschäftigungsmöglichkeiten für Anthropologen sind also vielfältig. Viel hängt allerdings von den persönlichen Interessen ab und der Fähigkeit, sich zusätzlich zum Studienabschluss weiterzubilden und die eigenen Kompetenzen in der Arbeitswelt erfolgreich einzusetzen.

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Anthropologe - Aufgaben und Tätigkeiten

Anthropologe - Aufgaben

Die konkreten Aufgaben eines Anthropologen sind je nach beruflichem Kontext sehr unterschiedlich. So können sie sich in der Forschung z. B. befassen mit:

  • Durchführung geisteswissenschaftlicher oder naturwissenschaftlicher anthropologischer Forschungsprojekte
  • Qualitativer und/oder quantitativer Datenerhebung und Dateninterpretation
  • Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten, ethnografischem Schreiben
  • Untersuchung der menschlichen Lebensformen mit interdisziplinärem Ansatz
  • Entwicklung anthropologischer Theorien und Begriffe
  • Lehraufgaben

Anthropologe werden - Anthropologie Studium, Ausbildung und Voraussetzungen

Anthropologe - Ausbildung

Um Anthropologe zu werden, ist natürlich ein Bachelor- oder Master-Studium der Anthropologie erforderlich.

Die biologische Anthropologie ist ein naturwissenschaftlicher Studiengang, während es sich bei der Sozial- und Kulturanthropologie um einen geisteswissenschaftlichen Studiengang handelt, der stark interdisziplinär ausgerichtet ist.

Das Studium der Kulturanthropologie / Ethnologie sieht u.a. Fächer wie Philosophie, Soziologie, Kulturwissenschaften, Geschichte, Archäologie, Politikwissenschaften, Sozialpsychologie, Gender Studies vor.

Die Ausbildung beinhaltet auch Praktika, um unter Anwendung des theoretisch erworbenen Wissens echte Feldforschung zu betreiben.

Als naturwissenschaftlich-medizinisches Fach beschäftigt sich die biologische Anthropologie hingegen mit der biologischen Variabilität des Menschen in seiner zeitlichen und räumlichen Ausdehnung. Studieninhalte umfassen Paläoanthropologie, Verhaltenswissenschaft, Populationsgenetik, evolutionäre Medizin, Humanethologie, angewandte Anthropologie (wie die forensische Anthropologie).

Anthropologe - Kenntnisse und Fähigkeiten

Die wichtigsten Kompetenzen eines Anthropologen sind:

  • Fachübergreifendes Wissen über die sozialen und biologischen sowie kulturellen Entwicklungen der Menschen
  • Kenntnis der Theorie und Methoden der Anthropologie und der empirischen Sozialforschung
  • Fähigkeiten in Erhebung und Auswertung qualitativer und quantitativer Daten
  • Fähigkeit in Projektentwicklung und Projekt­management
  • Ausgeprägte kulturelle Sensibilität und geistige Offenheit
  • Neugierde, Beobachtungsfähigkeit
  • Fähigkeit zum aktiven Zuhören und emotionale Intelligenz
  • Fähigkeit zur Anpassung an andersartige soziale und kulture Kontexte
  • Kreativität, Motivation und Flexibilität

Anthropologie - Berufschancen und Karriere

Karriere als Anthropologe

Nach einem Studienabschluss in Anthropologie kann man in verschiedenen Bereichen Arbeit finden und verschiedene Karrierewege wahrnehmen, auch in Abhängigkeit von dem jeweiligen Forschungsschwerpunkt: Ethnologie, forensische Anthropologie, pädagogische Anthropologie, philosophische Anthropologie, theologische Anthropologie…

Wer eine akademische Laufbahn anstrebt, muss zunächst an einer Universität promovieren und nach dem PhD den weiteren Laufweg zur Professur einschlagen. Inzwischen kann man internationale Erfahrungen sammeln und an verschiedene Projekte mitwirken, als wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in oder sogar als Forschungskoordinator/in.

Diejenigen, die eine Beschäftigung in der freien Wirtschaft finden, können auf höchst unterschiedliche Weise Karriere machen, z. B. als Koordinator/in für Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit oder Berater/in für Diversity Management und Inklusion.

Im öffentlichen Dienst kann man hingegen leitende Positionen im Bereich der kulturellen und sozialen Bildung übernehmen.

Gute Gründe für ein Anthropologie Studium

Der Beruf des Anthropologen eignet sich für Menschen, die sich für die Vielfalt der Menschen in all seinen Formen begeistern und bereit sind, ihre eigenen Vorstellungen und Vorurteile beiseite zu legen und den „Standpunkt eines anderen“ zu verstehen - unabhängig davon, ob es sich um einen Ausländer oder die Buyer-Personas einer Marketing-Kampagne handelt.

Das Anthropologie-Studium bietet weitreichende Forschungsfelder, von der Untersuchung der biologischen Diversität, bis hin zur Erforschung fremder Kulturen und deren sozialer Praktiken, die bestimmte Werte und Menschenbilder zum Ausdruck bringen.

Die Kompetenzen, die man mit einem Studium der Anthropologie oder Ethnologie erwirbt, sind für die moderne, komplexe und multikulturelle Gesellschaft von fundamentaler Bedeutung, in welcher Fragen wie Integration, Migration, kulturelles Erbe, aber auch Bildung, Arbeit und Familie immer wichtiger werden.

Wer sich also dafür entscheidet, Anthropologe zu werden, hat verschiedene berufliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten, sowohl im öffentlichen wie im privaten Bereich, auch wenn es keinen festgelegten Karriereweg dafür gibt und vieles vom persönlichen Initiativgeist und der Fähigkeit des Einzelnen abhängt, in das Berufsleben einzusteigen.

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